Katzenallergie: Aktuelles aus Medizin & Forschung
08.08.2023

Am 8. August ist internationaler Tag der Katze. In Österreich ist der Schmusetiger das Haustier Nummer eins – mehr als 20 Prozent der heimischen Bevölkerung leben mit einer Katze. Das enge Zusammenleben bedeutet allerdings auch ein höheres Risiko, eine Allergie zu entwickeln. Für betroffene Allergiker schwierig, denn der Werkzeugkasten des Allergologen in der Behandlung von Katzenallergien ist begrenzt.

„In der allergologischen Praxis ist die effiziente Beratung von Katzenbesitzern oft frustrierend, weil das Thema Allergenvermeidung meist ein No-Go ist und es nur wenige Studien zur Allergenimmuntherapie gibt, die deren Wirksamkeit belegen. Letztlich werden den Patienten in der Allergiesprechstunde meist nur Maßnahmen zur Allergenreduktion und eine symptomatische Therapie angeboten“, so Univ.-Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim in der eben erschienenen Ausgabe des medizinischen Fachmediums „AllergoJournal“. [1]

Eine Sensibilisierung auf das Hauptkatzenallergen („Fel d 1“) stellt ein Risiko für allergische Rhinitis und Asthma dar. In den aktuellen Behandlungsleitlinien für Ärzte wird daher die erstmalige Anschaffung einer Katze in den ersten Lebensmonaten in atopischen Familien mit Vorsicht betrachtet. Eine Sensibilisierung erfolgt jedoch in vielen Fällen auch ohne Kontakt mit einer eigenen Katze zu Hause. Umgekehrt wurde bei erwachsenen Patienten beobachtet, dass sich bei häufigem Kontakt mit dem Katzenallergen auch eine immunologische Toleranz entwickeln kann. Die Tatsache, dass viele Katzenallergiker ihre Tiere trotz Diagnose behalten, ist jedoch zum Teil auf das psychologische Phänomen der Bewältigung zurückzuführen. Jensen-Jarolim: „Die medizinische Beratung von Katzenallergikern ist besonders heikel. Umgekehrt ist das Repertoire des allergologischen Instrumentariums begrenzt, was meist zu Empfehlungen zur physischen Allergenreduktion in Kombination mit einer symptomatischen Behandlung führt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Evidenzbasis für die Wirksamkeit der Allergenimmuntherapie begrenzt ist und größere Studien erforderlich sind. Bei der Behandlung von Katzenallergien besteht daher derzeit ein großer Bedarf an alternativen, aber evidenzbasierten Strategien. Dazu gehören aktive und passive immunologische und mikronährstoffliche Ansätze bei der Katze oder beim katzenallergischen Menschen.“

Neue Studie zeigt: Katzenallergiker profitieren von Milchprotein

Eine klinische Studie hat nun gezeigt, dass ein bestimmtes Protein in der Milch (Holo-Beta-Lactoglobulin) Defizite bestimmter Mikronährstoffe in Immunzellen wiederherstellen und die allergischen Symptome lindern kann.[2]

Getestet wurde in der Provokationskammer der Berliner Charité. Dort wurden Katzenallergiker mit dem Katzenallergen für 120 Minuten vor und drei Monate nach Einnahme der „holoBLG Lutschtablette 2x täglich“ untersucht. Alle zehn Minuten wurden Symptome an Nase und Augen sowie in den Atemwegen bewertet. 35 Patienten (Durchschnittsalter 40 Jahre) schlossen die Studie ab und erreichten eine Verbesserung ihrer Symptome um 50 Prozent.

Schlussfolgerung der Autoren: Katzenallergiker profitierten von der gezielten Mikronahrung mit der holoBLG-Lutschtablette. Wie bereits bei anderen Allergien beobachtet, führte die Gabe auch bei Katzenallergien zu einer verbesserten Widerstandsfähigkeit des Immunsystems, wodurch wiederum einer deutliche Symptomverbesserung erreicht werden konnte.

 

Info-Tipp: Ratgeber „Allergie gegen Tiere“

Der Ratgeber der IGAVwurde in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI) herausgegeben und beantwortet drängende Fragen und gibt konkrete Tipps wie „Muss das geliebte Familienmitglied gehen, das Hobby aufgegeben oder der Beruf gewechselt werden?“

 

1 Jensen-Jarolim E et al. Allergy to the cat—from diagnosis to management. Allergo Journal International volume 32, pages 130–137 (2023); Artikel abrufbar unter https://link.springer.com/article/10.1007/s40629-023-00254-9

2 Bergmann KC et al. The holo beta‐lactoglobulin lozenge reduces symptoms in cat allergy—Evaluation in an allergen exposure chamber and by titrated nasal allergen challenge. Clin Transl Allergy. 2023;e12274. onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/clt2.12274.