Univ.-Doz. Dr. Felix Wantke, Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums in Wien

Wie häufig ist eine Allergie der Auslöser für Asthma?

Allergien sind ca. zur Hälfte aller Fälle der Auslöser für Asthma. Das Lebensalter spielt hier eine Rolle. Bei Erwachsenen ist eine Allergie mit steigendem Alter seltener. Aber für Kinder ist die Allergie der wichtigste Auslöser des Asthmas.

 

Wie kann festgestellt werden, ob eine Allergie hinter den Beschwerden steckt?

Die Diagnose der Allergie besteht prinzipiell aus drei Säulen. Zum einen die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach den Beschwerden. Dann folgen der Haut-Pricktest und eine serologische Testung. Bei letzterem wird eine Blutprobe entnommen und diese dann im Labor auf spezifische IgE-Antikörper untersucht, die bei den meisten allergischen Reaktionen gebildet werden. Bei Asthma wird zusätzlich die Lungenfunktion gemessen.

 

Wann würden Sie sagen, ist Asthma wirklich gut kontrolliert?

Von kontrolliertem Asthma spricht man, wenn Patienten praktisch beschwerdefrei sind. Wenn sie also keinerlei Symptome haben und sie im Alltag in keinerlei Weise eingeschränkt sind. Das bedeutet, Patienten können Sport betreiben, ihrer Arbeit nachgehen und nachts schlafen, ohne aufgrund von Asthmabeschwerden aufzuwachen. Kontrolliertes Asthma heißt also, keinerlei Einschränkungen durch das Asthma.

 

Wie kann man als Patient selbst Veränderungen im Krankheitsverlauf erkennen, die eine Anpassung der Therapie notwendig machen?

Eine Verschlechterung verläuft meist schleichend. Daher fällt das vielen Patienten nicht gleich auf. Bemerkbar macht sie sich, indem mehr Beschwerden auftreten, wenn der Patient in der Nacht aufwacht und Atemnot hat oder dass er sich in seinem Alltag eingeschränkt fühlt. Zum Lungenfacharzt sollte man, wenn man die Notfallmedikamente häufiger als zweimal pro Woche braucht und/oder man einmal in der Nacht aufgrund von Asthma-Beschwerden aufwacht. Das sind dann Zeichen, dass das Asthma nicht korrekt kontrolliert ist.

 

Welche Therapieoptionen gibt es?

Die Kontrolle des Asthmas ist möglich, da wir sehr gute Medikamente haben. Einerseits inhalaltive und andererseits Medikamente zum Einnehmen. Für das schwere Asthma gibt es sogenannte Biologicals. Das ist eine Antikörper-Therapie, die man spritzen kann und mit der es möglich ist, auch schweres Asthma weitgehend zu kontrollieren.

 

Warum sind Kortison-Tabletten keine Dauerlösung, obwohl es den Patienten im Grunde ja gut damit geht?

Eine langfristige Einnahme von oralen Steroiden ist aufgrund der pharmakologischen Nebenwirkungen abzulehnen. Es müsste möglich sein, mit einer konventionellen Inhalationstherapie inklusive der Gabe des inhalativen Kortisons eine Asthmakontrolle zu erreichen. Ist das nicht gegeben, so sollte man im Rahmen des Therapie-Stufenplans an andere Medikamente denken, wie Anticholinergika. Und wenn auch damit kein Auslangen zu finden ist, kommen Biologicals zum Einsatz. Erst wenn auch das nicht ausreicht, kann man mit einer geringen Dosis oralem Kortison beginnen. Oder wenn es wirklich einmal absolut notwendig ist, dann in einer niedrigen Dosis und nur über eine kurze Zeit, aber eine 08/15-Therapie mit oralen Steroiden ist prinzipiell abzulehnen.

 

Braucht man als Asthma-Patient eine lebenslange Therapie?

Asthma ist eine chronische Erkrankung, die nicht ein bis zwei Jahre besteht, sondern über Jahrzehnte andauert. Daher brauchen Patienten eine permanente Therapie. Eine Spontanheilung ist zwar möglich, allerdings erst nach vielen Jahren. Deshalb: Solange man als Asthmatiker Symptome hat, braucht man eine Asthmatherapie.

Univ.-Doz. Dr. Felix Wantke ist Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums in Wien und des Arbeitskreises Allergie und Asthma der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie.