Asthma beim Kind – häufig unentdeckt, oft nicht richtig behandelt
03.05.2022

Am 3. Mai ist Welt-Asthma-Tag. Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) nimmt den internationalen Aktionstag zum Anlass, um auf die Unterversorgung des kindlichen Asthmas aufmerksam zu machen.

Asthma ist die häufigste chronische Atemwegserkrankung bei Kindern. In Europa sind rund 5,5 Millionen Kinder an Asthma erkrankt. Eine Erkrankung, deren Beschwerden belastender werden können, wenn die Pollensaison durch den Klimawandel immer länger andauert. Denn oftmals handelt es sich um ein allergisches Asthma, und hier leiden betroffene Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, dann zur Pollensaison besonders stark an Symptomen. Ein Problem bei kindlichem Asthma ist die Diagnostik. Häufig kommt es dazu, dass die Erkrankung entweder nicht erkannt oder auch fälschlicherweise diagnostiziert wird. In der Folge werden diese Kinder und Jugendlichen nicht, nicht ausreichend oder unnotwendigerweise behandelt – mit mitunter weitreichenden Auswirkungen auf ihren weiteren gesundheitlichen Lebensverlauf: Aktuelle Daten der Österreichischen LEAD-Studie1 belegen, dass eine verminderte Lungenfunktion bereits im Kindes- und Jugendalter vorliegen kann und dass frühzeitige Diagnose sowie richtige Behandlung von entscheidender Bedeutung sind, da ein direkter Zusammenhang zwischen Lungenfunktion und Lebenserwartung besteht. „Die Lungenfunktion im Kindesalter hat Auswirkungen auf die Lungengesundheit im Erwachsenenalter“, so Priv.-Doz.in Dr.in Robab Breyer-Kohansal, Abt. für Atemwegs- und Lungenkrankheiten Klinik Penzing, Wien, und Forschungsleiterin am Ludwig Boltzmann Institut für Lungengesundheit.

Schwierige Diagnose

„Asthma vor dem fünften Lebensjahr zu diagnostizieren ist schwierig, denn mit so kleinen Kindern kann man die zur Diagnose notwendigen Tests einfach noch nicht durchführen“, so OÄ Univ.-Prof.in Dr.in Angela Zacharasiewicz, MBA, Leiterin des Arbeitskreises Pädiatrische Pneumologie der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und Oberärztin an der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Klinikum Ottakring, Wilhelminenspital.

Und auch bei älteren Kindern und Jugendlichen gestaltet sich die richtige Diagnosestellung manchmal komplizierter: Untersuchungen an europäischen Schulkindern2 zeigen, dass Asthma oftmals unter- oder falsch diagnostiziert wird. Lungenspezialistin Zacharasiewicz: „Die Asthma-Diagnose bei Kindern stellt eine klinische Herausforderung dar. Ursache dafür ist oftmals, dass Atemwegsinfekte v.a. bei kleineren Kindern fehlgedeutet werden, da sie oft ähnliche Symptome hervorrufen wie Asthma. In der Folge kommt es manchmal zu einer Übertherapie mit Cortison3.“ Eine Unterdiagnostizierung wiederum führt nicht nur zu unnötigen Beschwerden, häufiger Schulabwesenheit und einer Einschränkung der Lebensqualität, sondern auch zu schwereren Asthma-Anfällen, Krankenhausaufnahmen und einer höheren Morbidität4.

Erste Leitlinie für kindliches Asthma

Anlässlich des Welt-Asthma-Tages 2022 betonen die Experten der Gesellschaft der Österreichischen Lungenfachärzte (ÖGP) mit Nachdruck die Wichtigkeit der richtigen und möglichst frühzeitigen Diagnose und Behandlung von kindlichem Asthma. Als Basis dafür wurde jüngst von einer Task Force der Europäischen Pulmologischen Gesellschaft (European Respiratory Society ERS) die erste Leitlinie für kindliches Asthma erarbeitet.

Mehr auf der <link https: www.ogp.at asthma-beim-kind-haeufig-unentdeckt-oft-nicht-richtig-behandelt external-link-new-window external link in new>Webseite der ÖGP.

 

1 LEAD – Lung, hEart, sociAl, boDy – www.leadstudy.at

2 Aaron SD, Boulet LP, Reddel HK, et al. Underdiagnosis and overdiagnosis of asthma. Am J Respir Crit Care; Med 2018; 198: 1012–1020.

3 Heffler E, Pizzimenti S, Guida G, et al. Prevalence of over-/misdiagnosis of asthma in patients referred to an allergy clinic. J Asthma 2015; 52: 931–934.

4 Chua KL, Soh SE, Ma S, et al. Pediatric asthma mortality and hospitalisation trends across Asia pacific: relationship with asthma drug utilization patterns. World Allergy Organ J 2009; 2: 77–82. "